Coronaspenden aktuell

Derzeit erhalte ich täglich Aufforderungen zum Spenden. Für Clubs, für die Wirtschaft, für Unternehmen. Ich finde diese Hinweise zur Solidarität sehr löblich. Indes muss man mich nicht zum aktiven Spenden aufrufen, denn ich tue dies schon automatisch.


Man greift mir da hilfreich unter die Arme, indem man mich umsorgend von der Last meiner Rücklagen befreit, von deren ungeheurer Größe ich in dieser auftrittslosen und auftragsarmen Zeit lebe: Das Finanzamt streicht weiterhin Vorsteuern für angenommene, jedoch nicht erzielte Einnahmen ein, um sie an die darbende Großindustrie und die Banken zu verteilen, die Wohnungsgenossenschaft freut sich jeden Monat über meine Mietespende, ein bekannter Club, in dem ich kurz vor dem Shutdown auftrat, behielt meine Gage ein, um sie sich selbst zu spenden, Großunternehmen treten mit Gagenminderungen für Sprecheraufträge derzeit an mich heran, in der Absicht, das eingesparte Geld an ihre Aktionäre zu spenden, der HVV muss – trotz Aufforderung, zu Hause zu bleiben – nicht auf die allmonatliche Spende für die Abo-Karte verzichten und die Telefon- und Stromanbieter werden auch regelmäßig alle vier Wochen artig mit Spendengeldern versorgt.

Ihr seht, ich mache schon alles, was ich kann. Und das Schönste dabei: ich muss mich nicht einmal selbst aktiv werden.

Das nenne ich mal Spendenservice deLuxe.

Autor: Viktor Hacker

Sprecher, Autor, Humorist, Moderator

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