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Expeditionen in den Großstadtdschungel

Im Supermarkt

Das Kind hat einen Wutanfall. Es schreit seinen ganzen Frust und Hass in die Welt hinaus. Rüttelt am Einkaufswagen und ist durch nichts mehr zu beruhigen. Seine gemeinen Eltern lassen es partout nicht die vielen bunten Sachen, die es just in der Haushaltsreinigerabteilung entdeckt hat, mitnehmen und austrinken.

Die Eltern stellen die Besänftigungs- und Erläuterungsversuche ein und filmen es stattdessen bei seinem dramatischen Auftritt.

Ich finde das sehr weise und vorausschauend. Später, wenn der Nachwuchs dann womöglich im Teenageralter erneut in Tobsucht und Theatralik ausbricht, weil alle so doof und ihm nicht zu Willen sind, können sie das Video hervorholen, vorspielen und verkünden: „Schau mal, Du hast Dich gar nicht verändert. So süß. Wie damals als Baby.“

Schade eigentlich, dass es in den Kindheitstagen der heute körperlich erwachsenen Quarkdenker noch keine Smartphones mit Videofunktion gab.

Freiberufler aktuell

Heute: „Nun raten Sie mal schön“

Der Klassiker: Am Freitagnachmittag ballen sich die reinkommenden Sprecheraufträge mit Dringlichkeitstermin. Das kann ich gut verstehen und auch gut damit umgehen, denn schließlich ist allgemein und damit natürlich auch mir bekannt: Freiberufler*innen haben kein Wochenende.

Was mich indes in vielen Fällen fuchsig macht: Im gelieferten Text sind gern Begriffe, die man sowohl deutsch als auch englisch aussprechen könnte. Oder putzige Firmennamen, die künstlich erzeugt und somit nicht selbsterklärend sind in punkto Betonung/Aussprache/Sprache. Agenturseitig heißt es dann gern: „Bei Fragen schreiben Sie mir gern oder rufen Sie an. Schönes Wochenende!“

Schicke ich dann eine e-mail, kommt keine Antwort. Rufe ich an, geht niemand ans Telefon.

Allerdings: Der Abgabetermin bleibt bei „wir bräuchten das unbedingt bis Montag früh“. Also füge ich mich in mein Schicksal und nehme zweifach auf. Deutsch und englisch. Da ich eines weiß: Besteht eine fifty-fifty-Chance, wähle ich garantiert die falschen fünfzig Prozent.

Es ist zum Haareraufen. Vor allem auch, wenn ich hinterher dann erfahre, dass der Fimenname/der Produktbegriff selbstverständlich französisch, spanisch, isländisch, chinesisch auszusprechen sei … mann, mann, mann, Du.

Fußnote: Natürlich nützt auch die ausgedehnte Recherche auf YouTube nur selten zur Entscheidungsfindung. Sollte tatsächlich jemand von der betreffenden Firma mal versehentlich den eigenen Firmennamen in den Mund nehmen, vernuschelt derjenige garantiert alles derart, dass ich nix verstehe. Oder verschiedene Personen des Unternehmens sprechen die Bezeichnung auch noch unterschiedlich aus. 🙄🥴

Grundregeln des Technik-Messis

Expeditionen in den Großstadtdschungel

a. Du hast alle mögliche Dinge – aber nie, nie, nie griffbereit

b. Du hast keine Ahnung, wo das Ding sein könnte

c. Fängst Du an, zu suchen, findest Du Dinge, die Du wannanders* hättest gebrauchen können

*(ich liebe diese beknackte Wort. Habe es einmal zufällig entdeckt, als nach einem Synonym suchte, das ich dann aber nicht fand)

Populationsverkleinerung: Da macht uns keiner was vor

Um die Ansteckungsgefahr im Gebäude zu verringern, haben sie im Supermarkt jetzt die Anzahl der verfügbaren Einkaufswagen verkleinert. Gute Sache eigentlich, da jeder zum Einkauf einen mitführen muss, sinkt die Zahl der Einkaufenden und die Abstände im Inneren werden größer.

Draußen versammeln sich derweil nun alle Wartenden mit großer Gruppenbildungskompetenz. Man palavert mit heruntergelassener Maske, genießt die Pause vom Alltagsstress, findet Erholung in der Nähe fremder Menschen. Atmet miteinander aerosolend durch.

Der Mensch: die Expertenspezies im Ersetzen fehlender natürlicher Feinde.

Sprachmodernisierung

Das „ok“ als Satzzeichen

Diese neue Sprachmarotte in TV und Film, das Satzende inflationär mit dem Kürzel „ok“ anzuzeigen, verblüfft mich sehr. Zumal das „ok“ als Satzzeichen je nach Art des Gesprochenen seine Funktion anpassen kann. Mal fungiert es als Punkt, mal als Komma, mal als Ausrufezeichen; die Betonung des Satzes geht aber stets wie bei einem Fragesatz nach oben.

„Ich habe gar nichts gemacht, ok?“

„Sie wurden aber eindeutig von einer Zeugin identifiziert, ok?“

„Zur Tatzeit war ich überhaupt nicht in der Stadt, ok?“

„Das werden wir überprüfen, ok?“

„Ihr macht mir keine Angst, ich bin unschuldig, ok?“

„Jedenfalls müssen wir Sie auffordern, die Stadt in der nächsten Zeit nicht zu verlassen, ok?“

Sprache fließt und besonders die Vereinfachung spielt dabei eine tragende Rolle. Wurden noch in früheren Zeiten die Satzzeichen durch „Digga“, „deine Mudder“ und „weißtdu“ umständlich ersetzt, erlaubt das „ok“ eine viel geschmeidigere, schnellere Kommunikation. Zudem ist das phonetisch härtere „ok“ durchaus geeignet, dem üblichen Genuschel in aktuellen TV-Produktionen einen Gegenakzent zu setzen. Man erkennt leichter, wann ein dahingebrabbelter Satz zu Ende ist und das Gegenüber zu sprechen beginnt.

Laufen, laufen, laufen

Expeditionen in den Großstadtdschungel

Bewegungsmangel ist ein weit verbreitetes Symptom in der derzeitigen Dekade des Homeoffice. Mit den bekannten negativen gesundheitlichen Folgen wie etwa Übergewichtigkeit, Kreislaufschwächen oder auch Einbußen in der persönlichen Fitness.

Ich habe daher beschlossen, in den diversen Open World Computergames, mit denen ich mich in dieser auftrittslosen Zeit beschäftige, bei der Fortbewegung auf Autos oder Pferde weitgehend zu verzichten und stattdessen so oft wie möglich meine Ziele zu Fuß zu erreichen.

Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich die virtuell zurückgelegten Strecken in meine Schrittzähler-App auf dem Smartphone hineinbekomme. Die behauptet nämlich weiterhin stur, ich würde mich immer noch zu wenig bewegen.

Doppeldoof bei Famila

Expeditionen in den Großstadtdschungel

Just den Kassiervorgang hinter mich gebracht habend schiebe ich meinen Einkaufswagen vorbildlich zügig vom Warenauslauf weg. Weitab von nachrückenden Kund:innen beginne ich mit dem Verstauen meiner Beute.

Werde zweier Polizisten gewahr, die sich den Weg zum Ort Ihres Einsatzes erfragen: Ein Kunde an einer anderen Kasse zeigte sich gesichtsbedeckungstechnisch hart nackig und beratungsresistent.

Wie sich im Zuge der Ermittlungsdiskussion dann zufällig herausstellt – die Beamten wollten ihn noch gnädig seinen Einkauf zu Ende bringen lassen, bevor er des Marktes verwiesen wird -, erweisen sich seine Zahlungsmittel als Falschgeld.

Nun, wenn man es schon darauf anlegt, zum Honk des Tages ernannt zu werden, dann auch richtig. Mit Anlauf. Und als unbesiegbarer Geistesriese.

Es bleibt schwierig …

Expeditionen in den Großstadtdschungel

Barmbek-Nord. Mit zwar sehr vereinzelten, aber dennoch vorhandenen Ostblockböller-Explosionen hält man hier im „Ich arbeite(r) nicht an mir“-Viertel die working class-Fahne standhaft hoch. Es gibt sie noch: die verlässlichen Faktoren in unserer sich sehr verändernden Zeit.

Zugegeben: das zaghafte Knallen hat bei Weitem nicht die Kriegsschauplatzdimension vergangener Jahre, aber immerhin wird an der Detonations-Tradition festgehalten, solange noch Finger an der Hand sind.

Schließlich möchte man auch den Übergang von 2020 nach 2021 mit einem guten Rutsch in die Notaufnahme zelebrieren. Wie heißt es so schön im Plattdeutschen: Wat mutt, dat mutt. 🥳

Reißfestigkeitsgrenzwert

Expeditionen in den Großstadtdschungel

Lebensmitteleinkauf für die gesamten festlichen Tage im Freizeitpark für distanzlose Senioren aka „Supermarkt“ – oder: Wenn die XL Ikea-Panzer-Plastetüte zu Ihrem eigenen großen Erstaunen feststellen muss, dass auch Sie eine Belastungsgrenze hat. Und dies mit nie gehörtem Knirschen panisch kundtut. Indes: Sie hält bruchlos durch und darf jetzt wie die umrentnernden* Vielfaltigen in den verdienten Ruhestand gehen.

*© Liz Vegas

„Alarm! Alarm!“

DHL – Der Kampf geht weiter

„Alarm! Alarm!“

Ihr lieben Schelme von der DHL, wir haben hier im Haus sehr laute old school-Türklingeln. Wobei, Klingeln ist nicht ganz der richtige Ausdruck; die Türöffnungswunsch-Geräuschemitter imitieren sehr detailliert den Signalton des U96 U-Boots beim Alarmtauchen, wenn britische Zerstörer plötzlich im Periskop erscheinen, schon sehr nah mit schäumender Bugwelle heranrauschen und bereits die ersten Wasserbomben fliegen.

Ich höre also äußerst genau, ob Ihr schon versucht habt, bei den Nachbarn aus den oberen Stockwerken zu klingeln, bevor Ihr mich in einen panischen Adrenalinrausch versetzt, um mich darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich ein Paket in Verwahrung nehmen soll.“Nachbar nicht da“, ist also nur eine Vermutung eurerseits, keine empirische Erfahrung.

Aalglattes Lügen möchte ich Euch hier nicht unterstellen, aber Ihr könntet wenigstens versuchen, zu überprüfen, ob der Gang in den zweiten, dritten oder gar vierten Stock nicht doch lohnenswert wäre. Nicht wahr, Ihr schlitzohrigen Filous?

DHL – Der Kampf geht weiter

#DHL#DHL_derKampfgehtweiter#alarmtauchen